KARIBIK-INSEL BONAIRE: VOM LEGUAN, DER IN DIE SUPPE KAM

Das ist auf dem Bild (oben) Jack. Er weiß nur nichts davon.

Tiere kennen ja selten den Namen, den ihnen die Menschen geben. Auch bei Leguanen ist das so, obwohl die als recht schlau gelten. Jack kriecht und frisst auf der beschaulichen Insel Bonaire vor sich hin. Man darf googeln, wo das liegt: Bonaire ist – neben Aruba und Curaçao – eine der ABC-Inseln, die übrigens alle „Unter dem Winde“ liegen, was bei der Urlaubsplanung vorteilhaft ist, da die karibischen Hurrikans nördlicher vorbeiziehen.

Auf Bonaire kann man deshalb entspannt zu jeder Jahreszeit seine Füße in den feinen Strandsand stecken und schauen, was rundherum passiert. Nämlich erstmal nichts.

Auf der bevölkerungsärmsten ABC-Insel – es gibt angeblich mehr Leguane als Menschen hier – leben rund zwanzigtausend Einwohner; teils in der Hauptstadt Kralendijk, teils in den wenigen Dörfern, die zwischen der wüstenartigen Landschaft voller Säulenkakteen vor sich hinschlummern. Im Norden leicht hügelig, im Süden flach (da wird in riesigen Becken Salz gewonnen): Die ersten Siedler sagten folgerichtig Bonay, „tiefes Land“.

Auf einer Rundfahrt sieht man vereinzelt sogar Häuschen, die diese mehrere Meter hohen Kakteen dicht an dicht als Zaun gepflanzt haben – die Thuje der Karibik. Doch wie versetzt man solch stachelige Pflanzen? Inseltourguide Rolando erklärt dies mit zwei Holzstecken, die man als Hebel benutzt. Egal.

Die Leguane, die bei der Tour links und rechts der schmalen Land- und Küstenstraße auftauchen, erwecken das Interesse viel mehr. Steigt man aus, um zu fotografieren, sind die scheuen Tiere im Gestrüpp verschwunden, bevor man „Aaah!“ sagen kann. Jedenfalls beeindrucken die ernst dreinschauenden Schuppenkriechtiere mit ihren Blau-, Brau- und Grüntönen, erinnern an Dinosaurier und Drachen.

Prachtexemplar Jack lebt aber nicht auf der Straße, sondern im Harbour Village, einer ruhigen Anlage mit vier Sternen, Sandstrand und eigenem kleinen Hafen, wo Urlauber morgens mit Booten zum Korallentauchen starten. Jack relaxt hier dauerhaft gratis, zwischen Hafen und Strandrestaurant, bei den Steinen. Später taucht ein zweites, kleineres Reptil auf, die Kellnerin weiß Bescheid: „Und das ist Jill.“

Der Guide empfiehlt dem Gast aus Österreich die hausgemachte Iguana-Soup. Auf das entsetzte „Was? Leguan in der Suppe?“, sagt er schulterzuckend: „Wenn du Suppe nicht magst: Leguan gibt’s auch im Eintopf.“ Und Jack? Weiß davon zum Glück nichts.

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