DIESES 920-QUADRATMETER GROßE STADTHAUS BIETET EINE SPEKTAKULäRE AUSSICHT AUF ATHEN

Stadthaus in Athen

Für ein Stadthaus in Athen folgte das Architekturbüro Kallos Turin einen architektonischen Leitsatz und verbinden Interior, Architektur und Natur.

Athen und Grün, das ist für die meisten ein eklatanter Widerspruch. Doch von hier oben betrachtet, heitert sich das steinerne Panorama der griechischen Hauptstadt entschieden auf – mit Verblüffung stellt man fest, wie sehr dieses Haus im Vorort Filothei die graue Metropole mit Natur in Verbindung zu bringen versteht. Für die Umsetzung des Neubauprojekts gewannen die Eigen­tümer:innen das Architekturbüro Kallos Turin, das 2003 von Ste­pha­nia Kallos und Abigail Turin gegründet wurde und von London und San Francisco aus operiert. Das Duo verfolgt ein ganzheitliches Konzept nach dem Vorbild Gio Pontis. „Die Umgebung, das Interior und die Architektur werden allzu oft isoliert und als separate Aufgaben betrachtet. Für uns ist es jedoch unerlässlich, an alle Bereiche gleichzeitig zu denken und zuzulassen, dass sie sich gegenseitig beeinflussen“, betonen die Architektinnen.

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Ein Stadthaus aus Beton

Als es um die Auswahl der Materialien ging, zögerten sie nicht, Beton als den Hauptprotagonisten des Baus festzulegen. „Beton ist zugleich hart und weich, matt und strahlend, natürlich und künstlich. Zwischen diesen Eigenschaften oszilliert er auf eine Weise, die ihn lebendig macht. Wir mögen ihn wegen seiner Lang­­­lebigkeit, auch wenn er heute nicht mehr als besonders ökologisch gilt. Und es gefällt uns, dass man ihn nie streichen muss.“ Als Inspiration nennen Kallos Turin ganz unterschiedliche Architekturen: Auf der einen Seite des Spektrums steht der Brutalismus von David Chipperfields monumentalem Long Muse­um in Shanghai (vor der Gründung ihres eigenen Büros arbeiteten Turin und Kallos für Sir David), am anderen Ende stehen die extravaganten Follys angelsächsischer Prägung: kleine, oftmals ruinenartige Bauwerke in Naturlandschaften und Gärten.

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Nicht nur Chipperfield beeinflusste das Werk von Kallos Turin

Aber auch Athen selbst war eine unerschöpfliche Ideengeberin: „Nach unseren ersten Recherchen waren wir ganz vernarrt in eine Häuserreihe in der Dionysiou-Areopagitou-Straße am Fuß der Akropolis – für uns verkörpern sie die Essenz des Athener Moder­nis­mus. Vor allem ihre prächtigen Bronzetüren haben wir genau unter die Lupe genommen. Sehr gut hat uns auch das Haus des Kaufhausbesitzers Leandros Dra­gonas gefallen, ein Werk von Perikles Sakellarios, der Ende der 1950er-Jahre mit Walter Gropius an der US-Botschaft in Athen gearbeitet hat. Oder das Gebäude gleich daneben, ein Entwurf von Emmanuel Vourekas, der das ‚Hil­ton Athen‘ und den ‚Four Seasons Astir Palace‘ gebaut hat.“ Im Gegensatz zu diesen Vorbildern milderten Kallos Turin die Strenge und Härte des Betons, indem sie die Linien des Hauses weicher gestalteten und auf Rundungen setzten.

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Kunst und Kurven: Diese besonderen Werke findet man im Stadthaus

"Die Kunstwerke haben vieles in Bezug auf die Wände beeinflusst, von deren Höhe bis zur Formgestaltung."Kallos Turin

Die gewölbte Fassade weist den Weg zur Haustür; im Inneren geht diese Wand in eine ovale Treppe über, die sich spiralförmig durch alle vier Etagen des 920 Quadratmeter großen Hauses zieht. Es wurde auf einem Hügel errichtet, weshalb die Aussicht nicht nur vom obersten Stockwerk spektakulär ist. Obwohl die Hauptwohnbereiche von Licht durchflutet sind, schützen geschickt konstruierte Nischen die vielen Kunst­werke, die sich wie ein roter Faden durch das Interior ziehen, vor Sonnenlicht. Am Treppenaufgang etwa hängen farbenfrohe Werke der botswanischen Künstlerin Pamela Phatsimo Sunstrum, während die quecksilbrigen Wesen der aus Mosambik stammenden Malerin Cassi Namoda ihren Platz über einem von Kallos Turin maßgefertigten Daybed fanden.

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Die (vorwiegend afrikanische) Kunst war einer der ausschlaggebenden Faktoren bei der Entwicklung des gesamten Projekts: „Sie hat viele Entscheidungen hinsichtlich der Wände beeinflusst, von deren Höhe bis zur Form­gestaltung. Wir wollten, dass sie als Kulisse für die umfangreiche Kunst­sammlung dienen, zugleich aber auch nicht neutral wirken. Wir haben versucht, Textur und Dichte in die Ausstellungsflächen zu bringen. Die Unterseiten der ovalen Treppe etwa haben wir weiß gestrichen, auf diese Weise ist es uns gelungen, das geschwungene, bogenförmige Element der Betonstruktur noch zu unterstreichen.“

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Bei so viel Beton und Kunst fehlte dem Stadthaus etwas Natur

Auch die Natur spielte eine wesentliche Rolle beim Entwurf des Hauses. Der Garten, der in enger Zusam­menarbeit mit dem griechischen Landschaftsarchitekten Thomas Doxiadis angelegt wurde, soll einen Ausgleich zur betonbasierten Architektur schaffen. So integrierte das Studio in jedem Stockwerk Grünpflanzen, die auch im geschützten Ökosystem der hügeligen Umgebung zu finden sind. Das Ziel war, eine Symbiose aus Stadtrand und Natur zu schaffen: „Wir wollten, dass sich die Landschaft über und um das Gebäude herum ausbreitet, damit das Grün das Gebäude letztlich vollständig verschlingt.“ Das Ergebnis ist ein brutalistischer und gleichzeitig warmer Ort, der Kunst, Licht und Natur organisch miteinander vereint.

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"Wir wollten, dass sich die Landschaft über und um das Haus herum ausbreitet; das Grün soll die Struktur verschlingen."Kallos Turin

Styling: Nina Petropoulea

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